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Es gibt immer etwas Neues zu entdecken!

von Alexandra Eichenauer-Knoll

Der Zwergschnäpper Foto: Schnierer

Über Vogelbeobachtung und -fotografie aus wahrer Leidenschaft!

Der Hainfelder Samuel Schnierer, 25 Jahre alt, ist gelernter Werkstoffprüfer und Maschinenbautechniker. Vor mehr als fünf Jahren begann er, heimische Vögel zu beobachten. Aus diesem Hobby ist eine wahre Leidenschaft geworden, der er in jeder freien Minute nachgeht. Elfi Hasler sprach mit ihm.

Samuel, du bist vielseitig naturwissenschaftlich interessiert und hast dich schon in jungen Jahren mit Fossilien und Astronomie auseinandergesetzt. wie kommt es, dass du jetzt so von der Vogelbeobachtung in den Bann gezogen wurdest?
Samuel Schnierer: Als Kind habe ich schon Vogelfedern gesammelt, aber so richtig begonnen hat es eigentlich mit dem Fotografieren. Ich habe immer gerne fotografiert und mir dann extra für das Fotografieren von Säugetieren ein Teleobjektiv gekauft. Irgendwann bin ich dann auf die Vögel gekommen.

Hast du dir das Wissen selbst angeeignet?
Am Anfang bin ich ein paar Mal mit Thomas Hochebner aus Eschenau mitgegangen, aber einen Kurs habe ich nie gemacht. Im Seewinkel habe ich mit meinen Eltern einige vogelkundliche Wanderungen  mitgemacht, aber eigentlich bin ich eher ein Autodidakt. Durch die intensive Beobachtung vier bis fünf Mal in der Woche (und an den Wochenenden sowieso) habe ich mir ein gutes vogelkundliches Wissen angeeignet. Ich habe viel fotografiert und die Vogelarten dann mit Bestimmungsbüchern bestimmt. Mittlerweile kann ich 300 bis 350 verschiedene Vogelarten in der Natur optisch und akustisch sofort bestimmen.

Veröffentlichst du deine Fotos auch?
Ja, ich habe einen Instagram-Account und eine Homepage, da stelle ich meine Fotos rauf. Im neuen „Brutvogelatlas von Österreich“ sind einige Fotos von mir drin und auch im „Atlas der Brutvögel Tirols“ wurden bereits zwei Fotos von mir veröffentlicht. Aber leben können die wenigsten davon, in Österreich fällt mir da nur Leander Khil ein (Ornithologe aus Graz, Anm.).

Hast du einen Lieblingsvogel?
Mein Lieblingsvogel ist der Sperlingskauz, ich liebe es, seine Blicke zu interpretieren! Der Sperlingskauz ist die kleinste heimische Eulenart und auch bei uns gut zu beobachten, zB am Kirchenberg.

Was gibt es über die Hainfelder Vogelwelt zu sagen?
Ein bisschen was dazu steht beim neuen KlimaWaldWeg. Bei der Tafel über die heimischen Vögel durfte ich die fachliche Beratung dazu machen. In Hainfeld gibt es 138 Vogelarten im Umkreis von 15 km, dazu gehören Zug- und Standvögel. Einigen Waldvögeln wie zB den Buchfinken geht´s gut, sie haben Lebensraumansprüche, die sich mit einem Wirtschaftswald gut vereinbaren lassen. Wiesenbrüter dagegen wie das Schwarzkehlchen oder die Feldlerche fehlen im Gölsental mittlerweile komplett. Seit Jahrzehnten, also schon lange bevor ich mit der intensiven Vogelbeobachtung begonnen habe, gibt es diese starken Veränderungen. Den Siedlungsvögeln geht´s wiederum gut, da es bei uns noch relativ viele kleinstrukturierte Lebensräume und naturnahe Gärten gibt. Manche Vögel haben aber spezielle Ansprüche, der Weißrückenspecht etwa braucht viel Totholz, das aber immer weniger wird, weil die Wälder oft komplett geräumt werden. Dabei ist ein alter Buchenwald mit viel Totholz ein sehr wertvoller Lebensraum, nicht nur für die Vögel. Der seltenste Vogel, den ich in Hainfeld beobachtet habe, da war ich gerade auf dem Weg zu einem Freund, als ich plötzlich auf einer Uferböschung der Gölsen eine Doppelschnepfe gesehen habe! Das ist ein hochnordischer Vogel, der hier bei uns eigentlich nicht vorkommt.

Mittlerweile werden auch Reisen zum Thema Vogelbeobachtung angeboten, bist du viel unterwegs?
Da ich im Schichtdienst arbeite, bin ich entweder vor oder nach der Arbeit unterwegs, hauptsächlich in Ostösterreich (Niederösterreich und Burgenland). Mittlerweile haben wir in St. Andrä im Seewinkel eine Wohnung gemietet, dort ist ein Hotspot, was Zugvögel betrifft. Für mich wäre das Rheindelta in Vorarlberg interessant oder zB Kroatien. In Ungarn war ich auch schon, um Vögel zu beobachten.

Hast du schon einen sehr seltenen Vogel entdeckt?
Ja, ich habe hier schon einige Raritäten wie den Gleitaar oder die  Spornammer selbst entdeckt, auch habe ich einige Erstentdeckungen gesehen wie die Wüstengrasmücke (auch hierbei handelt es sich um einen Vogel und nicht um ein Insekt, Anm.).

Manche Vögel bleiben im Winter hier, andere nicht...
Der Vogelzug ist ein komplexes Thema! Das Rotkehlchen zB ist auch ein Zugvogel. Dadurch, dass es immer wärmer wird, bleiben zum Teil jetzt Arten hier, die früher nicht bei uns überwintert haben, wie Weißstorch, Zilpzalp und Mönchsgrasmücke. Viele überleben nicht, aber die, die es schaffen, haben dann den Vorteil, dass sie schon da sind und damit früher die Reviere besetzen können.

Welche Tipps hast du für die Vogelbestimmung also, wenn jemand beginnen möchte?
Man sollte sich ein gutes Bestimmungsbuch besorgen, zB „Der Kosmos Vogelführer“ von Lars Svensson, oder das neue Buch von Leander Khil „Handbuch Vögel beobachten“. Ein guter Feldstecher ist auch wichtig und - besonders im Winter - warme Kleidung, weil man doch oft recht lange steht. Besonders im Flachland kann auch ein Spektiv recht hilfreich sein. Und natürlich braucht man auch Leidenschaft!

Was hältst du von Vogelstimmen-Apps, mit denen Vogelstimmen aufgenommen und die Vögel dann nach ihrem Gesang bestimmt werden?
Für den Anfang sind sie recht gut. Ich persönlich tue mir bei der akustischen Bestimmung leichter als bei der optischen. Aber die Meisen zB sind auch akustisch sehr schwer zu unterscheiden.

Bei der Vogelfütterung scheiden sich die Geister - soll in den Sommermonaten auch gefüttert werden oder nur im Winter?
Wir haben eine Zeit lang im Sommer auch gefüttert, aber das ist sehr aufwändig, man muss gut aufpassen wegen der Krankheitserreger. Die Futterstelle sollte täglich gereinigt werden. Futtersäulen sind besser, die werden von den Vögeln nicht so stark verschmutzt. Mit der Fütterung sollte schon im Oktober begonnen werden, damit die Vögel sich daran gewöhnen und im Winter die Futterstelle dann auch finden.

Wie sieht ein vogelfreundlicher Garten aus?
Da gibt es viele Möglichkeiten: Am besten wäre natürlich, einen Bereich im Garten verwildern zu lassen, das muss gar nicht viel sein. Wichtig sind auch Strauchstrukturen, in denen die Vögel Unterschlupf und Nahrung finden. Der Strauch- und Baumschnitt sollte keinesfalls in der Brutsaison stattfinden, sondern erst ab Mitte August bis Anfang Februar. Auch eine Vogeltränke, ein Vogelhäuschen und Nistkästen locken Vögel an.

Möchtest du nicht dein Hobby zum Beruf machen?
Die meisten Vogelkundler machen das hobbymäßig, nur wenige können davon leben. Ich war zwar ein sehr guter Schüler, hatte aber keine Motivation, in eine höhere Schule weiterzugehen und habe mich dann für die Facharbeiterausbildung entschieden.

In einer früheren Ausgabe der Hainfelder-Zeitung wurde schon von dir berichtet, weil du dich damals intensiv mit Fossilien und Astronomie beschäftigt hast. ist das noch ein Thema?
Es lässt sich leider mit der Arbeit nicht so gut vereinbaren, vor allem die Astronomie. Das Interesse ist aber weiterhin vorhanden. Bei den Vögeln kommt der Reiz hinzu, immer wieder etwas Neues zu entdecken, ich freue mich auch über die 10.000ste Kohlmeise. Ich habe auch einmal eine Specht-Schmiede beobachtet. Da hat der Specht einen Zapfen in eine Astgabel gezwickt und die Samen herausgepickt. Bei der Vogelbeobachtung weiß ich nie, welcher Vogel als nächster kommt, das ist spannend!

Zum Abschluss: Gibt es einen Vogel, den du gerne noch sehen möchtest?
Das Steinhuhn - ein österreichischer Brutvogel, der in Kärnten und Osttirol vorkommt, viel früher gab es den aber auch bei uns, zB am Ötscher. Das Steinhuhn ist ein Gebirgsvogel.  

Danke für das Gespräch. Wir freuen uns schon auf die Vogelwanderung am 13.5.!

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