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Franz Thür – ein Mann mit Pioniergeist

von Alexandra Eichenauer-Knoll

Franz und Christa Thür. Foto: G. Lechner

Franz Thür hat viel geleistet für Hainfeld. Als Unternehmer, Vereinsobmann und als ÖVP-Stadtrat. Nun übergibt er seine Geschäfte. Alexandra Eichenauer-Knoll wollte mehr darüber wissen.

Lieber Franz, wir sitzen im Kaffeehaus, du mit einem lachenden und ich mit einem weinenden Auge. Wann schließt dein Geschäft?
Wir werden die Textilreinigung und das Palmers-Geschäft am 30. Juni 2022 schließen. Vor 41 Jahren auf den Tag genau, am 1. Juli 1981 hat die Familie Thür den in Konkurs befindlichen damaligen Reinigungsbetrieb übernommen. Ich war davor in der väterlichen „Großgreißlerei“ tätig. Dort habe ich mir ein großes Wissen über Textilien und den richtigen Umgang mit Kunden aneignen können. Mein Vater war damals relativ jung, das war auch der Grund, warum ich mir etwas Anderes gesucht habe. Palmers haben wir im Oktober des gleichen Jahres eröffnet. 1988 haben wir die erste Filiale in St. Pölten eröffnet.

Welche beruflichen Meilensteine hast du gesetzt?
Ich war früher auch als Maschinenhändler tätig und habe viel gelernt und gesehen. Ich repariere ja noch immer alles selbst! (lacht) Ich wusste also, welche Entwicklungen anstehen. 1995 haben meine Frau Christa und ich die Meisterprüfung gemacht. Wir sind noch immer das einzige „Textilreinigerpärchen“ Österreichs. Im gleichen Jahr haben wir den Zentralbetrieb in Traisen eröffnet und als erster österreichischer Betrieb auf das biologisch abbaubare Lösungsmittel Kohlenwasserstoff umgestellt. Das waren schlaflose Nächte, weil wir einen großen Kredit aufnehmen mussten! Es hat sich gerechnet und diese Maschine arbeitet noch immer. 1994 ist FCKW für die Textilreinigung verboten worden. Wir waren da also vorne weg mit einer guten Alternative. Viele haben mit Perchlorethylen weitergemacht, ich wollte aber ein umweltfreundliches Reinigungsmittel. Kohlenwasserstoff ist auch für die Mitarbeiter angenehmer.

Du hast also Putzereigeschichte geschrieben?
Kann man sagen. Christa und ich haben sogar die Unterlagen für die Meisterprüfung zur Gewerbeordnungsnovelle 1995 neu geschrieben und die sind jetzt noch in Kraft. Es gab damals nur das Bundesgesetz als Unterlage. Wir haben uns Informationen von deutschen Verbänden besorgt, bei Maschinen- und Chemiehändlern angefragt, die alle sehr kooperativ waren. Daraus machten wir die neue Prüfungsordnung. 1997 haben wir als einziger Textilpflegebetrieb Österreichs, den „ÖKO – Audit Preis“ von Umweltminister Bartenstein erhalten, auf den sind wir besonders stolz.
Aber, begonnen hat meine Funktionärslaufbahn schon viel früher. Ich wurde von der Wirtschaftskammer NÖ 1984 als Bezirksvorsitzender der „Jungen Wirtschaft“ bestellt. Ich war 25 Jahre NÖ-Landesinnungsmeister und 5 Jahre Bundesinnungsmeister und gerichtlich beeideter Sachverständiger meiner Branche. Es gab damals viele Verhandlungen mit den Wirtschafts- und Umweltministerien.

Wie geht’s jetzt weiter?
Wir werden den neuen Besitzer der Textilreinigung, ein Wiener Betrieb, anfangs in Traisen unter die Arme greifen. Er übernimmt auch das Service der Fa. EDER Matten mit ca. 300 Kunden, für die wir den Raum Zentral-NÖ betreuen. Das sind Schmutzstoppmatten, die von uns im Schnitt 14tägig von den Firmen abgeholt, ausgetaucht und gewaschen werden, so ca. 1000 kg am Tag. Auch diese Abläufe gehören eingeschult. Die Textilreinigungsannahme in Hainfeld wird Gerd Novacek von Raum-Zimmer in der Hauptstraße 26 übernehmen. PALMERS wird geschlossen, Nachmieter gibt es dafür leider nicht.

Schade!
Ja, schade! Ich bin ein markenbewusster und markentreuer Mensch.

Sprechen wir über den Verein „Wir Hainfelder“. Da hast du auch Pionierarbeit geleistet.
Es war damals eine richtige Aufbruchsstimmung mit großer Beteiligung der Bevölkerung. Gemeinsam mit Vize-Bgm. Ernst und Mag. Egger aus Linz habe ich den Verein aus der Taufe gehoben. Da waren sicher 200 Leute im Saal, die mich mit einer einzigen Stimmenthaltung gewählt haben. Das hat mich sehr gefreut. Ich habe es immer so gemacht, zuerst etwas ins Rennen bringen und dann weitergeben. Die Zeitung „Hainfeld Info“ heute der „Hainfelder“ ist ein Kind von mir. Auch das Ferienspiel habe ich erfunden. Es freut mich, dass es jetzt wieder stattfindet. Ein Highlight war auch der Wochenmarkt, auch wenn ich etwas blauäugig war. Das hatte ich mir leichter vorgestellt, vor allem rechnete ich mit den ortsansässigen Bauern als Direktvermarkter. Aber das war nicht so leicht möglich. Nur Herr Feichtinger mit den Eiern ist nach wie vor dabei. Ich habe zuvor mit Barbara Moser Marktfahrer auf den diversen Märkten gesucht.

Als ÖVP-Stadtrat warst du auch erfinderisch?
Als zuständiger Stadtrat für das Schulwesen habe ich im Jahr 2001 die ersten Berufsinformationstage in der Hauptschule Hainfeld organisiert. Heute ist diese Veranstaltung als „BIL Hainfeld“ bekannt.  Ja, den jährlichen Familienwandertag habe ich auch ins Leben gerufen. Viele Ideen habe ich in den Gemeinderat gebracht, aber alle hier aufzuzählen, dafür hat der „Hainfelder“ leider keinen Platz.  Viele davon sind von den Kollegen im Gemeinderat gerne aufgenommen worden. Es war rückblickend ein gutes Miteinander.  

Was wünschst du dir?
Dass es in Hainfeld weiterhin bergauf geht und dass sich die leeren Geschäfte wieder füllen. Das Angebot soll nicht kleiner, sondern größer werden. Glück auf meine Stadt Hainfeld!

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