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Susi, wir vermissen dich!

von Alexandra Eichenauer-Knoll

Susi Schöbinger beim Palatschinkenschupfen für eine Werbebroschüre der Stadt Hainfeld Foto: Gerald Lechner

Ein Nachruf auf die beliebte Hainfelder Wirtin und Frohnatur Susi Schöbinger.

Unerwartet erreichte uns im Juli die Nachricht: Susi Schöbinger, die beliebte Hainfelder Wirtin, ist plötzlich verstorben. Unfassbar! Die Betroffenheit unter ihren Stammgästen, FreundInnen, Angehörigen und zahlreichen Patenkindern war riesengroß. Kerzen wurden vor die Wirtshaustüre gestellt, sogar eine Zeichnung wurde von einer mitfühlenden Familie angefertigt, auf der Susi als Engel im weißen und für sie so typischen Arbeitsmantel zu sehen ist. Über 700 Kerzen und Kondolenzen wurden ihr online auf der Website der Bestattung Schönbichler gewidmet. Die Trauerfamilie möchte sich daher für die besonders große Anteilnahme bedanken, auch bei den unzähligen Menschen, die ihr beim Begräbnis die letzte Ehre erwiesen haben.

Es war zu früh und zu plötzlich – ein Schicksalsschlag. Susi Schöbinger wurde nach einem langen und wie immer anstrengenden Arbeitstag, im 58. Lebensjahr, aus einem erfüllten Leben gerissen. Ohne Vorerkrankungen, einfach so. Ihre Beliebtheit erklärt sich nicht nur durch ihr gutes Essen und ihren Fleiß. Die Hainfelderin war Wirtin aus ganzem Herzen.

Susi, ein Herzensmensch

Es war normal, dass Familienmitglieder im Betrieb nach Möglichkeit mithalfen und auch Susi war das Wirtshausleben von Kind an, wie ihre Geschwister, gewohnt. Nach der Hotelfachschule Krems und einem Aufenthalt in der Schweiz übernahm sie im April 1988 als jüngste Wirtin des Bezirks in zweiter Generation das elterliche Gasthaus in der Bahnstraße, das sie langsam umzugestalten begann. Für sie war es nicht einfach nur ein Wirtshaus, wo Ware gegen Geld getauscht werden sollte, sie wollte ein Wohlfühlwohnzimmer daraus machen. Und so freute sie sich besonders über fixe Runden, die sich zum Kartenspielen oder Handarbeiten trafen. Wenn es ihre Zeit erlaubte, setzte sie sich gerne zum Plaudern dazu. Für Vereine wie den Oldtimer- oder Opelclub war sie quasi das verlängerte Vereinslokal, aber auch andere Vereine trafen sich regelmäßig bei ihr.

Viele Stammgäste hielten ihr über Jahrzehnte die Treue. Daraus entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen und auch ein Verständnis für die individuellen Speisewünsche. Nicht nur Diäten und Unverträglichkeiten, sondern auch Lieblingsspeisen wurden berücksichtigt. Susi kochte für Stammgäste gerne nicht auf der Karte gelistete Gerichte. Im Boniersystem gab es dafür sogar einen eigenen Posten, die „Küchenempfehlung“. Manche Gäste schauten sogar kurz in der Küche vorbei und Susi sagte dann: „Heute habe ich was Gutes für dich!“

Auch die Beziehung zu ihren MitarbeiterInnen war mehr als ein übliches Angestelltenverhältnis. Sie wollte ihnen ein herzliches Zuhause und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Und nicht zu vergessen, Susi Schöbinger war auch ein herzensguter Mensch, wenn es um jene ging, die alles verloren hatten. Über Jahrzehnte beherbergte sie geflüchtete Personen, hörte sich ihre Geschichten und Schwierigkeiten an und versuchte, wenn möglich, zu helfen. Auch hier war sie weit mehr als nur eine Quartiergeberin.

Susi Schöbinger hinterlässt eine riesige Lücke – als Wirtin und als Mensch.  

Text: Alexandra Eichenauer-Knoll.

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